From prototype to final app - an interview with Marie from Femfeel

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Janna und Marie

Janna und Marie sind die Gründerinnen von femfeel. Inspiriert von den Erfahrungen ihrer eigenen Mütter, widmen sie sich mit großer Hingabe der Entwicklung einer App, die Frauen in den Wechseljahren unterstützt.

 

Wie seid ihr von dem Prototyp zu eurer App gekommen? Wie lief das ab und welche Herausforderungen sind euch dabei begegnet?

Unser allererster Prototyp war einfach nur eine Webseite mit Informationen – also eine eher schriftliche Variante. Damit haben wir viel getestet und gemerkt, wie was ankam. Parallel dazu haben wir auf Informationsvermittlung über YouTube, also Video gesetzt.

Mit Freude haben wir festgestellt: Die Idee hat Potential, insbesondere der Austausch ist sehr wichtig. Anschließend haben wir eine WhatsApp Gruppe gestartet – auch hier wurden Informationen vermittelt und es konnte sich ausgetauscht werden.

Aufklärung rund um die Wechseljahre ist wichtig, aber es fehlte immer noch etwas, das Frauen gezielt tun können, um Beschwerden zu lindern. Durch unsere Intensive Recherche sind wir auf Studien gestoßen, die zeigen, dass eine Veränderung des Lebensstils das Potenzial hat, Beschwerden zu lindern, vorzubeugen und altersbedingte Risikofaktoren (Demenz, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose)  zu senken. Konkret geht es um Lebensstilinterventionen in den Bereichen Ernährung, Bewegung und emotionale Balance (also Stressreduktion und Achtsamkeit).

Wie wir alle wissen, ist es oft nicht ganz so einfach, bestehende Gewohnheiten zu verändern – und so entstand die Idee für unsere App: Eine digitale Begleiterin für Frauen, die sie dabei unterstützt, Lebensstilanpassungen zu neuen Gewohnheiten werden zu lassen.

Der allererste Prototyp hierfür waren täglich manuell über WhatsApp verschickte Informationen und Inspirationen, die wir in PowerPoint zusammengestellt haben. Jede der sechs Frauen, die wir betreut haben, hatte sich im Vorhinein verschiedene Programmbausteine ausgewählt.

In der nächsten Iteration haben wir auch wieder relativ manuell individuelle Programme in einer App zur Verfügung gestellt. Dazu haben wir ein No-Code Tool (Glide) genutzt, um den Nutzerinnen eine Oberfläche zu bieten. Dieser digitale Begleiter beinhaltete also wirklich tägliche Aufgaben. Wenn eine Frau zum Beispiel mehr Sport machen wollte, haben wir die entsprechenden Videos zur Verfügung gestellt und ihr die Möglichkeit geboten, ihre Aufgaben täglich abzuhaken. Nach individuellen Bedürfnissen haben wir also quasi die Inhalte und das Frontend angepasst und personalisiert.

Durch vielfaches Testen haben wir auch hier super wertvolles Feedback gesammelt. Dieses Feedback war die Basis für den ersten (etwas besser) skalierbaren Prototyp, bei dem wir deutlich weniger manuellen Aufwand hatten.

Dazu haben wir eine Kombination aus verschiedenen Tools, sowohl No-Code als auch Low-Code, genutzt. Hier basierte die Personalisierung auf Expertinnenwissen. Das heißt aus Regeln und Aufgaben, die wir mit Expertinnen aus den Domänen (Bewegung, Achtsamkeit und Ernährung) im Vorfeld definiert haben. Wir konnten einen gewissen Automatisierungsgrad erreichen, der es uns ermöglichte, mehr Frauen zu erreichen. Damit haben wir dann so lange gearbeitet, bis die Kapazitäten unserer Tools an ihre Grenzen gekommen sind. Wir haben langsam, aber sicher gemerkt, dass wir mit No-Code und Low-Code nicht mehr weiterkommen.

Das Feedback, das wir über diesen MVP gesammelt haben, diente dann schließlich als Basis für unsere jetzige native App. Diese haben wir letztes Jahr (2022) im Oktober gelauncht. Eine spannende Reise vom Start im Corona Lockdown im März 2020 bis zum ersten funktionalen Prototyp ein Jahr später und dem kürzlichen Launch der App. Neben dem Wissen von Expertinnen ist also vor allem das Feedback der Kundinnen in die Entwicklung der App eingeflossen.

Wie habt ihr es geschafft, diese Informationsquellen sinnvoll miteinander zu kombinieren?

Für die finale Version der App war die Vorarbeit, also die eben beschriebene Entwicklung, super wertvoll. In dieser Zeit konnten wir zum Beispiel lernen, welche Inhalte Frauen helfen und besonders gefallen und welche eben weniger gut. Dieses Wissen konnten wir bei der Entwicklung von neuen Inhalten (zum Beispiel Kurse, aber auch Artikel) gemeinsam mit den Expertinnen sehr gut nutzen. Besonders wertvoll war auch die Unterstützung unserer 50 Power-Nutzerinnen, die unseren “Inner Circle” formen. Sie haben intensiv mit uns gemeinsam sowohl die Inhalte, als auch das Frontend der App gestaltet. Aber auch unser Team hat sich (intern) verstärkt – ohne unsere Mitgründerin, die für die technische Entwicklung der App zuständig ist, wäre es nicht möglich gewesen, die native App  fertigzustellen. Aber es brauchte ehrlich gesagt auch viel Kaffee und schlaflose Nächte.

Wie ist der Launch abgelaufen? Wie habt ihr ihn vorbereitet und wie ging es weiter, nachdem die App live war?

Die Vorbereitung lief über verschiedene Kanäle. Wir haben unseren alten Prototyp von der Webseite runtergenommen und stattdessen eine Warteliste gestartet. Diese stand in Verbindung zu einem kleinen Willkommensgeschenk und einer „Freunde werben“ Aktion, um die Plätze entsprechend zu füllen. Zusätzlich haben wir Instagram, unseren Haupt Social-Media-Kanal, und Facebook parallel bespielt. Dadurch konnten wir Neugier wecken und unsere potenziellen Kundinnen Schritt für Schritt an der Entwicklung teilhaben lassen. Zum Launch haben wir außerdem über Influencerinnen Werbung gemacht, indem wir sie angeschrieben und einen kostenlosen Test der App angeboten haben. Das hat uns noch mehr Reichweite verschafft. Der Launch war dann am Welt-Menopause-Tag, dem 18. Oktober 2022. Eine regionale Berichterstattung in verschiedenen Zeitungen hat uns zusätzlich geholfen.

Im November 2022 haben wir zusätzlich eine Roadshow durch ganz Deutschland gemacht, um den direkten Kontakt zu unserem “Inner Circle” aufrechtzuerhalten, unsere Kundinnen vor Ort zu treffen, ihre Freundinnen kennenzulernen und als Dankeschön für die tolle Unterstützung.

Welche Rolle spielt das Thema Community bei eurer Geschäftsidee?

Das Thema ist super wichtig für uns. Unser Ziel war es von Anfang an, das Business Modell nach den Bedürfnissen und Interessen unserer Kundinnen auszurichten. Dafür ist es, insbesondere im B2C Bereich, extrem wichtig, nah an der Zielgruppe dran zu sein und aufmerksam auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen zu achten. Dabei haben uns die vielen Interviews geholfen, die wir während der Entwicklungsphase geführt haben. Unser großer Plan war und ist es, dieses wichtige Thema (Menopause) anzugehen und Lösungen zu bieten. Dementsprechend intrinsisch ist unsere Motivation.

Auch generell bin ich der Meinung, dass bei einem Tabuthema, wie es die Wechseljahre leider noch sind, eine Community und der Austausch unter Frauen von zentraler Bedeutung sind. Inzwischen sind auch einige Freundschaften unter unseren Nutzerinnen entstanden. Wenn man eine Stunde lang über solche Themen geredet hat, dann baut das doch eine Gewisse Bindung auf. Wir sehen uns dabei vielmehr als diejenigen, die den Austausch ermöglichen. Deshalb machen wir z.B. regelmäßige Community Events über Zoom. Meistens sind auch Expertinnen dabei, die Vorträge halten. Auch online Kommunikationskanäle wie WhatsApp und Slack spielen eine wichtige Rolle.

Dieses Netzwerk ist am Ende auch eine Sache, die uns niemand mehr nehmen kann. Eine starke Community ist loyal, geht durch dick und dünn und unterstützt, wo sie kann. Dieser Rückhalt ist in einer Gründungsphase sehr wertvoll und macht außerdem viel Spaß. Da lohnt sich jede Zeit, die man reinsteckt.

Inwiefern hat euch das Studium (Wirtschaftswissenschaften am KIT) auf die Gründung vorbereit?

Neben einem neunmonatigen Design Thinking Projekt am KSRI haben wir im Rahmen von Seminararbeiten ein Praxisprojekt mit der Stadt Karlsruhe und ein weiteres Projekt mit dem ZKM machen dürfen. Dabei sind wir zwei (Marie und Janna) als Team zusammengewachsen und haben gemerkt, wie gut wir uns ergänzen. Außerdem ist uns aufgefallen, wie viel Spaß uns Design Thinking macht und die erlernten Fähigkeiten und Tools haben uns beim Start mit femfeel unglaublich weitergeholfen. Auch das Studium (Wirtschaftsingenieurwesen) an sich war sehr hilfreich. Ich glaube, dass es ein Geschenk ist zu lernen, sich unfassbar schnell in verschiedenste Kontexte einzuarbeiten. Wir waren beim Thema Wechseljahre anfangs mehr oder weniger fachfremd und haben beispielsweise keinen medizinischen Hintergrund. Aber die Fähigkeit, sich in komplexe Kontexte einzuarbeiten, konzentriert vorzugehen und eine gewisse Technologie-Affinität haben es uns ermöglicht, das Projekt umzusetzen.

Eine Gründung war ursprünglich gar nicht das Ziel. Wir wollen eigentlich nur unsere frei gewordene Zeit (aufgrund von Corona Lockdown und somit abgesagten Klausuren) sinnvoll nutzen und so ist die Idee und das Projekt entstanden. Wir haben dann beide unsere Abschlussarbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten darauf ausgerichtet und so die Grundlage für unsere spätere Beantragung des EXIST Stipendiums geschaffen. Neben dem EnTechnon Institut war die KIT-Gründerschmiede eine supergroße Hilfe. Die Infrastruktur des KIT hat also auf jeden Fall geholfen unser Vorhaben umzusetzen.

 

Einblick in femfeel:

Die femfeel App bietet individuelle Programme für Frauen, da Veränderungen im Lebensstil das Wohlbefinden während der Wechseljahre steigern und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern können. Diese Programme beinhalten spezifische Übungen in den Bereichen Ernährung, Bewegung und emotionale Ausgeglichenheit, die auf die Vorlieben, zeitlichen Möglichkeiten und aktuellen Bedürfnisse jeder Frau maßgeschneidert sind.

Zusätzlich bietet die App einen sicheren Raum, in dem Frauen sich austauschen können und umfassende Informationen zu dieser Lebensphase erhalten.